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11.11.2025

Pressing-Strategien im modernen Fußball: So steuerst du das Spiel gegen den Ball

Im neuen Blogbeitrag erfährst du, welche Pressing-Strategien es gibt, wie sie funktionieren und welche Vor- und Nachteile sie bergen

Pressing-Strategien im modernen Fußball: So steuerst du das Spiel gegen den Ball

Einleitung

Im heutigen Fußball entscheidet nicht nur, was du mit dem Ball machst, sondern vor allem, wie du ohne ihn arbeitest. Mannschaften, wie Liverpool unter Jürgen Klopp, Manchester City unter Pep Guardiola oder Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso zeigen eindrucksvoll, wie effektiv Pressing als Waffe eingesetzt werden kann.

Ein gutes Pressing-System zwingt den Gegner zu Fehlern, schafft Ballgewinne in gefährlichen Räumen und sorgt dafür, dass du das Spiel kontrollierst - auch ohne Ballbesitzt. Doch "Pressing" ist nicht gleich "Pressing". Es gibt verschiedene Strategien, die sich in Intensität, Raum und Risiko unterscheiden: Angriffspressing, Mittelfeldpressing und Abwehrpressing.

Angriffspressing - Druck von der ersten Sekunde

Ziel: Den Gegner schon in der eigenen Hälfte unter Druck setzen, um hohe Ballgewinne zu erzwingen.

Wie funktioniert's:

Beim Angriffspressing rückt die gesamte Mannschaft im kollektiv weit nach vorne. Die Stürmer leiten gezielt den Spielaufbau, sperren Passwege (z.B. zum Sechser), während die Mittelfeldspieler nachschieben, um weiter Druck zu erzeugen. Jeder Spieler weiß genau, wann der Pressingauslöser kommt - etwa bei einem Rückpass, einem unkontrollierten Zuspiel oder einem schlechten ersten Kontakt. Meist wird das Angriffspressing auch im Mann-gegen-Mann gespielt, bei dem jeder Spieler einen klar zugewiesenen, festen Gegenspieler hat.

Vorteile:

  • Frühe Ballgewinne in torgefährlichen Zonen
  • Sofortiger Übergang in den Angriff ("Gegenpressing")
  • Der Gegner hat kaum Zeit für geordneten Spielaufbau

Risiken:

  • Hohe Räume hinter der Abwehrkette
  • Erfordert enormes Laufpensum und Abstimmung
  • Ein überspieltes Pressing öffnet dem Gegner große Konterräume

CoTrainer-Tipp:

Angriffspressing funktioniert nur, wenn alle elf Spieler aktiv mitarbeiten. Ein unkoordiniertes Anlaufen bringt mehr Risiko als Nutzen. Kommunikation und Timing sind entscheidend!

Mittelfeldpressing - Kontrolle im Zentrum

Ziel: Den Gegner in der eigenen Spielfeldhälfte unter Druck setzen, um Ballgewinne im mittleren Drittel zu erzwingen.

Wie funktioniert's:

Die Mannschaft steht kompakter, meist in einer 4-4-2- oder 4-2-3-1-Formation. Der Gegner darf den Ball bis zur Mittellinie führen - dann beginnt das Pressing. Die Mittelfeldreihen schiebt geschlossen von links nach rechts, leitet den Gegner nach Außen und verdichtet vor allem das Pressing. Pressingopfer sind meist die Außenverteidiger des Gegners. Sobald diese den Ball auf höhe der Mittellinie hat, wird das Pressing ausgelöst.

Vorteile:

  • Gute Balance zwischen Offensive und Defensive
  • Bessere Kompaktheit, weniger Raum hinter der Abwehr
  • Kontrolliertes Anlaufen - ideal für Teams mit kluger Raumaufteilung

Risiken:

  • Gegner kann ungestört aufbauen, wenn die Abstimmung fehlt
  • Ballgewinne oft weiter weg vom gegnerischen Tor
  • Erfordert ständiges Verschieben und hohe taktische Disziplin

CoTrainer-Tipp:

Mittelfeldpressing ist perfekt, wenn du aus einer stabilen Ordnung heraus spielen willst. Ideal für Teams, die lieber reagieren, als früh ins Risiko zu gehen.

Abwehrpressing - Stabilität in der Tiefe

Ziel: Den Gegner tief in die eigene Hälfte locken und dann im Abwehrdrittel gezielt verteidigen.

Wie funktioniert's:

Das Team steht kompakt vor dem eigenen Strafraum, die Abstände zwischen den Ketten sind eng. Der Gegner bekommt zwar Ballbesitz, findet aber kaum Raum in der Tiefe. Der Fokus liegt auf geschlossener Raumdeckung, klarem Verschieden und konsequentem Zweikampfverhalten.

Vorteile: 

  • Sehr geringe Gefahr, ausgekontert zu werden
  • Gut für kompakte, physisch starke Teams
  • Ideal bei Führung oder gegen ballstarke Gegner
  • lockt den Gegner und bietet Räume hinter der Kette zum kontern

Risiken:

  • Gegner kann viel Ballbesitz aufbauen
  • Langer Weg zum gegnerischen Tor bei Ballgewinn
  • Hoher Druck im und um den eigenen Strafraum

CoTrainer-Tipp:

Abwehrpressing ist keine "defensive Flucht", sondern eine bewusste Strategie. Wer kompakt verteidigt und auf Umschaltmomente lauert, kann gezielt Nadelstiche setzen

Fazit

Ob Angriffs-, Mittelfeld-, oder Abwehrpressing - jede Strategie hat ihren Moment.
Entscheidend ist, dass du als Team weißt:

  • Wann willst du pressen?
  • Wie willst du lenken?
  • Wer oder Was sind die Auslöser?

Erfolgrieiches Pressing ist keine reine Laufarbeit - es ist eine taktische Intelligenz in Bewegung. Die besten Teams wechseln flexibel zwischen den Varianten, je nach Gegner, Spielstand und Situation.

Denn am Ende gilt: Wer den Gegner kontrolliert, kontrolliert auch das Spiel - auch ohne den Ball.