Einleitung
Vororientierung ist einer der größten Leistungsunterschiede im modernen Fußball. Spieler wie Toni Kroos, Pedri oder Ilkay Gündogan wirken nicht deshalb schneller, weil sie schneller laufen, sondern weil sie früher wissen, was sie tun wollen.
Vororientierung bedeutet:
- Informationen sammeln vor der Ballannahme
- Gegner, Mitspieler und Räume wahrnehmen
- Entscheidungen treffen, bevor der Ball am Fuß ist
Genau diese Fähigkeit lässt sich gezielt trainieren, wenn die Übung sie erzwingt.
Übung 1: Orientierung mit Zahlen
Aufbau: 3 Spieler pro Gruppe, zwei Dribbeltore links und rechts diagonal zum mittleren Spieler (2 verschiedene Farben)
Ablauf:
- Spieler 1 steht mit Ball an der Grundlinie, Spieler 2 gegenüber im Abstand von ca. 6 Metern, Spieler 3 steht hinter Spieler 2 mit den 2 Farben der Dribbeltore
- Spieler 2 fordert den Ball von Spieler 1 und läuft ihm entgegen
- Spieler 1 spielt den Ball und Spieler 2 muss Schulterblick zu Spieler 3 machen der eine Farbe hochhält
- Spieler 2 macht den ersten Kontakt durch das Tor der hochgehaltenen Farbe
Ziel: Sauberer erster Kontakt nach Schulterblick (Scan)
Variationen:
- Passdistanz vergrößern
- Hütchentore verkleinern
- Hohe Bälle (per Einwurf)
Übung 2: Schulterblick im 1-gegen-1
Aufbau: Feld (ca. 8x12 m), Zwei Minitore oder Zielzonen hinter dem Angreifer, Trainer steht seitlich mit Zahl/Farbe
Ablauf:
- Angreifer steht mit dem Rücken zum Spielfeld
- Trainer zeigt hinter dem Angreifer eine Zahl oder Farbe
- Angreifer muss sich vor dem Zuspiel orientieren
- Nach der Annahme:
- Entscheidung für linkes oder rechtes Tor
- Verteidiger im 1v1 ausspielen - Abschluss oder Durchdribbeln der Zielzone
Warum diese Übung gut ist?
Vororientierung wird direkt mit der Handlung verbunden. Kein Schulterblick = falsche Entscheidung
Übung 3: Vororientierung im Rückenspieler-Prinzip
Aufbau: 3v3 im Zentrum, 4 neutrale Anspieler außen, Feld ca. 15x15 m
Ablauf:
- Zentrale Spieler werden von außen angespielt
- Der Passempfänger steht häufig mit dem Rücken zum Spiel
- Vor dem Zuspiel muss ein sichtbarer Schulterblick erfolgen
- Nach der Annahme:
- aufdrehen und neues außen Spieler ohne Ball suchen
- klatschen lassen wenn Kommando - Ballbesitz sichern und weiterspielen
Warum diese Übung gut ist?
Sie bildet eine der häufigsten Spielsituationen ab: Ballannahme mit Gegnerdruck im Rücken - genau hier entscheidet Vororientierung
Coaching-Punkte für alle Übungen:
- Schulterblick vor dem Zuspiel
- erster Kontakt in Entscheidungsrichtung
- Gegnerdruck aushalten
- mutig aufdrehen/beim ersten Kontakt
- Spieltempo hochhalten
Fazit
Vororientierung entscheidet über Zeit - und Zeit entscheidet Spiele
Spieler, die scannen:
- brauchen weniger Kontakte
- verlieren weniger Bälle
- spielen schneller
- treffen bessere Entscheidungen
Als Trainer musst du Vororientierung nicht erklären, sondern erzwingen. Mit klaren Aufgaben, gezielten Regeln und spielnahen Situationen.
Wer früher sieht, spielt schneller. Wer schneller entscheidet, dominiert das Spiel.